Informationsmemorandum im Fokus: Das IM als Schlüsseldokument im M&A-Prozess

Zweck und Einordnung des Informationsmemorandum in einem M&A Prozess

Das Informationsmemorandum wird typischerweise nach der Erstellung einer Vertraulichkeitsvereinbarung (Non-Disclosure Agreement, NDA) an interessierte Parteien verteilt. Dies geschieht in einer frühen Phase des M&A-Prozesses, oft nachdem ein Teaser das Interesse potenzieller Käufer geweckt hat. Das IM dient dann als Grundlage für die erste tiefere Bewertung und Diskussion zwischen den Parteien und kann zur Qualifizierung von Interessenten führen, die in die nächste Runde des Prozesses eingehen. Im weiteren Verlauf kann es als Basis für detailliertere Due-Diligence-Prüfungen und als Referenzdokument in den Verhandlungen dienen.

Welche Inhalte sind im Informationsmemorandum enthalten

Ein effektives Informationsmemorandum umfasst verschiedene Kernbereiche, die zusammen ein vollständiges Bild des Zielunternehmens zeichnen. Seine Inhalte sind sorgfältig ausgewählt, um potenziellen Käufern oder Investoren eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu liefern. Die Art und Weise, wie diese Informationen präsentiert werden, kann maßgeblich den Erfolg einer M&A-Transaktion beeinflussen. Hier eine stichpunktartige Darstellung des typischen Inhaltsverzeichnisses:

Historie und Strategie

Die Darstellung der Unternehmenshistorie und der damit verbundenen strategischen Entwicklung ist ein wesentlicher Bestandteil des IM. Sie skizziert den Werdegang des Unternehmens seit seiner Gründung, unterstreicht wichtige Meilensteine und Erfolge und schafft so ein Verständnis für die Unternehmenskultur und -identität. Diese Rückblende bietet nicht nur Einblick in die Resilienz und Anpassungsfähigkeit des Unternehmens an Marktveränderungen, sondern etabliert auch eine Vertrauensbasis mit potenziellen Investoren. Die Strategie für die nächsten drei Jahre hingegen gibt Auskunft darüber, wohin sich das Unternehmen bewegt. Sie reflektiert Vision, Ambitionen und die geplanten Schritte, um diese zu erreichen, und zeigt auf, wie das Unternehmen seine Stärken nutzen und Herausforderungen begegnen will.

Business Model

Die detaillierte Beschreibung des Leistungsspektrums nach Themen und Branchen ermöglicht es dem Leser, das Angebotsspektrum des Unternehmens umfassend zu verstehen. Indem man die Vorgehensweise in Projekten darlegt, einschließlich der angewendeten "Best Practice" Ansätze und der Eskalationsprozeduren für Projekte, die nicht nach Plan verlaufen, demonstriert das Unternehmen seine Professionalität und sein Risikomanagement. Diese Abschnitte verdeutlichen, wie das Unternehmen Wert schafft und welche operativen Stärken es besitzt.

Die Präsentation von Umsatz und Deckungsbeiträgen nach Leistungsspektrum und Branche liefert eine klare Vorstellung von der finanziellen Performance und der Profitabilität der verschiedenen Geschäftsbereiche. Informationen zur Auslastung und den Stundensätzen/Tagessätzen bieten weitere Einblicke in die Effizienz und Marktpositionierung des Unternehmens. Die Darstellung der Umsatzentwicklung der letzten drei Jahre sowie Prognosen für die zukünftigen 3-5 jahre sind für potenzielle Investoren von großem Interesse, da sie Trends aufzeigen und die Wachstumsperspektiven des Unternehmens verdeutlichen.

Markt, Wettbewerb und Positionierung

Ein gründlicher Überblick über Markt und Wettbewerb ist entscheidend, um die Positionierung des Unternehmens im Kontext der Branche zu verstehen. Die Analyse sollte nicht nur die aktuelle Marktsituation und -dynamik umfassen, sondern auch einen Blick in die Zukunft werfen. Indem das IM darlegt, warum das Unternehmen gegenüber dem Wettbewerb Vorteile hat oder bestimmte Marktanteile gewinnen oder verlieren könnte, bietet es einen tiefen Einblick in die Marktkompetenz und strategische Ausrichtung des Unternehmens.

Go-to-market, Sales und Marketing Strategie

Die Effektivität der Marketing- und Vertriebsstrategien ist fundamental für den Geschäftserfolg. Dieser Abschnitt des IM illustriert, wie das Unternehmen seinen Marktansatz gestaltet, welche Kanäle und Maßnahmen es nutzt und wie erfolgreich diese sind. Die Darstellung der organisatorischen Ausrichtung des Vertriebs, der Anzahl der Vertriebsmitarbeiter und der Struktur des indirekten Vertriebs gibt Aufschluss darüber, wie gut das Unternehmen für zukünftiges Wachstum aufgestellt ist.

Rechtliche Situation und Beteiligungsverhältnisse

Die rechtliche Struktur und Beteiligungsverhältnisse des Unternehmens sind grundlegende Informationen für jeden Investor. Dieser Bereich sollte nicht nur die rechtliche Konstitution und wichtige Verträge beleuchten, sondern auch Patente, Lizenzen und andere wesentliche Rechte hervorheben. Diese Informationen sind essentiell, um die rechtliche Absicherung der Geschäftspraktiken, die Eigentumsverhältnisse und eventuelle rechtliche Risiken zu verstehen. Besondere Regelungen für Geschäftsführer oder spezielle Vertragsklauseln können Hinweise auf die Unternehmensführung und mögliche zukünftige Verpflichtungen geben. Darüber hinaus geben Angaben zu steuerlichen Außenprüfungen oder anderen rechtlichen Prüfungen Aufschluss über die Compliance und mögliche finanzielle Risiken.

Organisation und Personal

Der Abschnitt Organisation und Personal beleuchtet die Struktur des Unternehmens sowie die Qualifikation und Motivation der Belegschaft. Eine detaillierte Darstellung der Organisationsstruktur, der Standorte und insbesondere der Führungsebene, inklusive Lebensläufe, demonstriert die Führungskompetenz und die Breite des Managementteams. Die Skill-Matrix aller Mitarbeiter und Informationen über Betriebsvereinbarungen oder Dienstwagenregelungen bieten einen Einblick in das Human Resources Management und die Unternehmenskultur. Daten zur Fluktuation und Betriebszugehörigkeit sind Indikatoren für die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung, wichtige Faktoren für die Nachhaltigkeit des Unternehmenserfolgs.

Finanzen

Im Finanzteil des Informationsmemorandums werden die finanziellen Ergebnisse und Planungen detailliert dargestellt. Die historischen Finanzdaten der letzten Jahre, aufgeschlüsselt nach Quartalen oder Monaten, geben Einblick in die finanzielle Stabilität und das Wachstum des Unternehmens. Eine nachvollziehbare Bottom-up-Planung für die kommenden Jahre zeigt auf, wie realistisch die Unternehmensziele sind und welche Maßnahmen für das Erreichen dieser Ziele geplant sind. Die Erläuterung aller wesentlichen Positionen in der Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz und Cash-Flow-Rechnung ist für das Verständnis der finanziellen Gesundheit und der operativen Leistungsfähigkeit des Unternehmens unerlässlich.

Prozess der Info Memo Erstellung

Die Erstellung eines Informationsmemorandums ist ein sorgfältiger Prozess, der eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Eigentümer, dessen M&A Beratern und auch dem Management des Zielunternehmens erfordert. Die Schritte umfassen:

1. Vorbereitung und Planung: Festlegung der Ziele und des Umfangs des Memos.

2. Datensammlung: Zusammenstellung aller relevanten Informationen und Daten.

3. Strukturierung und Schreiben: Entwerfen des Dokuments, beginnend mit der Struktur bis hin zur Ausarbeitung jedes Abschnitts.

4. Überprüfung und Anpassung: Mehrere Überprüfungsrunden, um Genauigkeit, Richtigkeit und Nachdruck sicherzustellen.

5. Finalisierung und Distribution: Nach der finalen Anpassung wird das Memo potenziellen Käufern zur Verfügung gestellt.

Jedes Informationsmemorandum ist einzigartig, angepasst an die spezifischen Merkmale und Bedürfnisse des Zielunternehmens sowie die Anforderungen des M&A-Prozesses.

Warum bestimmte Inhalte im Informationsmemorandum enthalten sind

Jeder Abschnitt des Informationsmemorandums ist sorgfältig gewählt, um ein umfassendes Bild des Unternehmens zu zeichnen. Die Informationen sollen nicht nur den aktuellen Zustand des Unternehmens darstellen, sondern auch dessen Potenzial für zukünftiges Wachstum und Erfolg aufzeigen. Potenzielle Investoren oder Käufer nutzen diese Daten, um die Stärken und Schwächen des Unternehmens, die Chancen und Risiken im Markt sowie die Kompetenzen des Managementteams zu bewerten. Das Ziel ist, eine fundierte Investitionsentscheidung zu treffen, die auf einer gründlichen Analyse und einem tiefen Verständnis des Zielunternehmens basiert.

Worauf bei der Erstellung eines Informationsmemorandums zu achten ist

Bei der Erstellung eines Informationsmemorandums ist größte Sorgfalt geboten. Die Informationen müssen nicht nur präzise und aktuell sein, sondern auch in einer Weise präsentiert werden, die das Unternehmen in einem positiven Licht zeigt, ohne dabei unrealistische Erwartungen zu wecken. Die Herausforderung besteht darin, ein ausgewogenes Bild zu zeichnen, das sowohl die Stärken als auch potenzielle Risiken und Schwächen umfasst. Transparenz ist hierbei der Schlüssel: Unklarheiten oder das Auslassen relevanter Informationen können das Vertrauen potenzieller Investoren untergraben und die Glaubwürdigkeit des gesamten Dokuments in Frage stellen. Daher ist es entscheidend, bei der Erstellung des Informationsmemorandums auf eine klare Struktur, Verständlichkeit und Vollständigkeit der Informationen zu achten.

Beispiel: Informationsmemorandum Inhaltsverzeichnis (Info Memo, IM oder CIM)

1. Executive Summary

   • Kurzüberblick über das Unternehmen, einschließlich Geschäftsmodell, Umsatzmodell, Investment Highlights, USPs und Wachstumsperspektiven

2. Unternehmensübersicht

   • Gründungsgeschichte

   • Rechtsstruktur und Eigentümerschaft

   • Standorte und Infrastruktur

   • Mission, Vision und Werte

3. Produkte und Dienstleistungen

   • Detaillierte Beschreibung der angebotenen Produkte/Dienstleistungen

   • Entwicklungshistorie und Strategie

   • Technologie und Roadmap

   • Patente und Schutzrechte

4. Marktanalyse

   • Branchenüberblick und Positionierung

   • Zielkunden und Marktsegmentierung

   • Marktgröße (TAM) und Wachstumsperspektiven

   • Wettbewerbslandschaft und Marktanteil

5. Marketing und Vertriebsstrategien

   • Marketingmix sowie Sales-Strategie

   • Vertriebskanäle und -partnerschaften

   • Kundenakquise und -bindung

   • Preismodell und -strategien

6. Technologie-Kompetenz

   • Übersicht der genutzten Technologien und Applikationen

   • Forschung und Entwicklung (F&E)

   • Innovationsstrategie

   • IT-Infrastruktur und Sicherheit

7. Operative Abläufe

   • Produktions- oder Entwicklungsprozesse

   • Lieferkettenmanagement

   • Qualitätssicherung und Kontrolle

   • Facility-Management

8. Managementteam und Organisation

   • Biografien des Führungsteams

   • Organisationsstruktur

   • Mitarbeiterübersicht und -strategie

   • Unternehmenskultur

9. Rechtliche und regulatorische Aspekte

   • Übersicht relevanter Gesetze und Vorschriften

   • Compliance und Risikomanagement

   • Wichtige Verträge und Vereinbarungen

   • Offenlegung von Rechtsstreitigkeiten

10. Finanzielle Analyse

    • Historische Finanzleistung (Umsatz, Gewinn, Cashflow)

    • Business Plan für 3-5 Jahre

    • Wichtige finanzielle Kennzahlen und Metriken (KPIs)

    • Investitionsbedarf und -verwendung

11. Anhang

    • Finanzielle Jahresabschlüsse

    • Business Plan

    • Zusätzliche unterstützende Materialien

 

Abschließend lässt sich festhalten, dass die hier dargebotene Übersicht nicht als abschließend betrachtet werden darf. Der Umfang und Inhalt eines Informationsmemorandums, insbesondere bei komplexen Geschäftsmodellen und Unternehmensstrukturen, variiert je nach den spezifischen Anforderungen der jeweiligen M&A Transaktion. Das Hinzuziehen eines M&A Beraters ist bei der Erstellung zu empfehlen, in unserer Kapazität als M&A Berater teilt neomerge üblicherweise 2-3 fiktive Informationsmemorandum Muster mit unseren Mandanten, um Ihnen ein Gefühl für das spätere "Produkt" zu geben, anschließend sammeln wir relevante Informationen ein und erstellen einen Info Memo Entwurf.