Die Bedeutung der Longlist im M&A-Prozess

Der Prozess der Fusionen und Übernahmen (M&A) ist für viele Unternehmen ein entscheidender Weg, um Wachstum zu erzielen, in neue Märkte einzutreten oder die eigene Marktposition zu stärken. Eine der kritischsten Phasen dieses Prozesses ist die Erstellung einer Longlist potenzieller Übernahme- oder Fusionskandidaten. Diese Longlist ist das Ergebnis einer sorgfältigen strategischen Planung und Marktanalyse und dient als Ausgangspunkt für tiefergehende Untersuchungen und Bewertungen. Durch die sorgfältige Zusammenstellung einer Longlist basierend auf vorab definierten, strategischen Kriterien, ermöglicht dieser Prozess den Unternehmen, ihre Ressourcen effizient zu allozieren, das Risiko von Fehlentscheidungen zu minimieren und eine fundierte Basis für die weitere Verfeinerung der Suche in Richtung einer Shortlist zu legen. Durch eine methodische Vorgehensweise, die eine sorgfältige Analyse und Bewertung der Marktposition, finanziellen Leistung und strategischen Passform jedes potenziellen Ziels umfasst, können Unternehmen ihren Fokus auf die vielversprechendsten Kandidaten konzentrieren. Somit spielt die Longlist eine zentrale Rolle in der frühzeitigen Phase des M&A-Prozesses, indem sie den Weg für eine erfolgreiche Akquisitions- oder Fusionsstrategie ebnet.

Was ist eine Longlist?

Eine Longlist im M&A-Kontext ist eine umfangreiche Liste von Unternehmen, die als potenzielle Ziele für eine Übernahme oder Fusion identifiziert wurden. Diese Liste wird basierend auf vordefinierten Kriterien erstellt, die mit den strategischen Zielen des akquirierenden Unternehmens übereinstimmen. Die Kriterien können Branchenzugehörigkeit, Unternehmensgröße, geografische Lage, finanzielle Performance und viele weitere Aspekte umfassen.

Die Rolle der Long List im M&A-Prozess

Die Long List spielt eine entscheidende Rolle im Anfangsstadium des M&A-Prozesses (Mergers & Acquisitions, d.h. Fusionen und Übernahmen). Sie dient als umfassende Auflistung aller potenziellen Übernahme- oder Fusionsziele, die auf vordefinierten Kriterien basieren. Diese Liste ist das Ergebnis einer sorgfältigen und strategisch ausgerichteten Markt- und Unternehmensanalyse. Die Rolle der Longlist lässt sich in mehrere Schlüsselfunktionen unterteilen:

1. Strategische Ausrichtung

Die Longlist hilft dabei, die M&A-Strategie eines Unternehmens zu konkretisieren, indem sie einen Rahmen für die Identifizierung potenzieller Ziele bietet, die mit den langfristigen Unternehmenszielen übereinstimmen. Sie unterstützt die strategische Ausrichtung, indem sie sicherstellt, dass nur solche Unternehmen in Betracht gezogen werden, die bestimmte, vorab definierte Kriterien erfüllen. Diese Kriterien können Branchenzugehörigkeit, Unternehmensgröße, geografische Präsenz und finanzielle Gesundheit umfassen.

2. Effizienzsteigerung

Durch die Erstellung einer Longlist können Unternehmen ihre Ressourcen effizienter einsetzen. Indem sie sich auf eine vorausgewählte Gruppe potenzieller Ziele konzentrieren, können sie ihre Due-Diligence-Bemühungen auf die aussichtsreichsten Kandidaten fokussieren. Dies spart Zeit und finanzielle Ressourcen, die sonst durch die Untersuchung weniger geeigneter Unternehmen verschwendet werden könnten.

3. Risikominderung

Die Longlist trägt dazu bei, das Risiko einer Fehlakquisition zu minimieren. Durch die gründliche Vorauswahl und Bewertung potenzieller Übernahmeziele können Unternehmen mögliche Deal-Breaker oder unerwünschte Überraschungen frühzeitig identifizieren. Dies ermöglicht eine fundierte Entscheidungsfindung und reduziert die Wahrscheinlichkeit kostspieliger Fehler.

4. Marktübersicht

Die Erstellung einer Longlist bietet Unternehmen eine umfassende Übersicht über den Markt und potenzielle Wettbewerber oder Partner. Diese Marktkenntnis ist wertvoll für die Identifizierung von Trends, Chancen und Risiken, die die strategische Planung und Positionierung des Unternehmens beeinflussen können.

5. Förderung von Objektivität

Durch die Verwendung vordefinierter Kriterien zur Erstellung der Longlist fördert der Prozess eine objektive Herangehensweise an die Auswahl potenzieller Übernahmeziele. Dies trägt dazu bei, voreingenommene Entscheidungen zu vermeiden, die auf unsachgemäßen Annahmen oder unvollständigen Informationen basieren könnten.

6. Basis für die Shortlist-Erstellung

Die Longlist dient als Ausgangspunkt für die Erstellung einer Shortlist, die eine engere Auswahl der vielversprechendsten Übernahmeziele umfasst. Die Verfeinerung der Longlist zur Shortlist erfordert eine tiefere Analyse und Bewertung jedes Kandidaten, wobei die Longlist als wertvolle Ressource für diesen Übergang dient.

Der Erstellungsprozess

Die Erstellung einer Longlist beginnt typischerweise mit einer breit angelegten Marktanalyse, um ein Verständnis für die aktuelle Landschaft und potenzielle Zielunternehmen zu entwickeln. Darauf folgt eine Bewertung jedes identifizierten Unternehmens gegen die festgelegten Kriterien, um sicherzustellen, dass nur die relevantesten Kandidaten in die engere Auswahl kommen.

1. Definition der Suchkriterien

Zunächst müssen die Ziele und Strategien des kaufenden Unternehmens klar definiert werden. Daraus leiten sich die Kriterien für potenzielle Übernahmeziele ab. Diese Kriterien sind grundlegend für den gesamten M&A-Prozess und sorgen dafür, dass die Suche fokussiert und effizient bleibt.

2. Markt- und Branchenanalyse

Eine gründliche Analyse des Marktes und der relevanten Branchen hilft, potenzielle Zielunternehmen zu identifizieren. Dieser Schritt beinhaltet oft die Zusammenarbeit mit Beratern, die spezialisiertes Wissen und Zugang zu Branchendatenbanken haben.

3. Erstellung der Longlist

Basierend auf den Suchkriterien und der Marktanalyse wird eine umfangreiche Liste potenzieller Zielunternehmen erstellt. Diese Longlist wird anschließend bewertet, um die vielversprechendsten Kandidaten für die nächste Phase des M&A-Prozesses auszuwählen.

Von der Longlist zur Shortlist: Ein strategischer Prozess

1. Überprüfung und Bewertung der Long List Kandidaten

Nachdem eine Longlist potenzieller Zielunternehmen erstellt wurde, beginnt die Phase der detaillierten Überprüfung und Bewertung. Jedes Unternehmen auf der Longlist wird gegen eine Reihe von verfeinerten Kriterien bewertet, die spezifischer und anspruchsvoller sind als die ursprünglichen Auswahlkriterien. Diese können finanzielle Kennzahlen, strategische Passform, kulturelle Aspekte und das Potenzial für Synergien umfassen.

2. Weitere Screening Faktoren der Long List Kandidaten

Ein vorläufiges Screening der Long Liste und Identifikation eines strategischen Fit sowie KPI wie z.B. Finanzstärke potenzieller Bieter wird durch einen M&A Berater durchgeführt. Eine tiefere finanzielle Analyse hilft die finanzielle Stabilität, Wachstumsaussichten und die Bewertung jedes Zielunternehmens zu verstehen. Dies kann die Analyse von Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Cashflow-Statements und anderen finanziellen Indikatoren umfassen.

3. Erstellung der Shortlist

Basierend auf den gesammelten Informationen und Bewertungen wird die Longlist in eine Shortlist überführt, wobei der Kreis potenzieller Käufer stark eingeschränkt wird. Eine Long List kann beispielsweise mehrere hundert potenzielle Investoren beinhalten, eine Shortlist dagegen einige dutzend oder auch nur einige wenige Bieter in einem sehr "engen" Prozess.

Fazit

Die Erstellung einer Longlist ist ein entscheidender Schritt im M&A-Prozess. Sie dient nicht nur dazu, potenzielle Übernahmeziele zu identifizieren, sondern auch dazu, die Effizienz und Wirksamkeit des gesamten Prozesses zu erhöhen. Durch die sorgfältige Auswahl und Bewertung von Zielunternehmen können Unternehmen ihre strategischen Ziele effektiver erreichen und den Erfolg ihrer M&A-Aktivitäten maximieren.

Über den Autor

Dieter Will

Dieter Will

Geschäftsführer neomerge GmbH

Dieter berät seit mehr als 15 Jahren Unternehmer, mittelständische Unternehmen, internationale Konzerne sowie Finanzinvestoren bei strategischen Fragestellungen im Rahmen von Nachfolge, M&A Transaktionen und Finanzierungen.

Vor der neomerge Gründung baute Dieter das Beratungsgeschäft im M&A Technologiesektor von Barclays und Rothschild im deutschsprachigen Raum aus. Davor fokussierte er sich auf die mittelständische M&A-Beratung und Wachstumskapital-Beschaffung bei KPMG. Seine Karriere startete Dieter bei UBS wo er unter anderem M&A und Kapitalmarkttransaktionen betreute.

Dieter absolvierte den Studiengang International Management (B.Sc.) an der European Business School und hält ein Masterdiplom in Finanzen (M.Sc.) der Universität Maastricht.

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